Zusammen und doch alleine

Zusammen und doch alleine

Über die unscheinbaren Nachwirkungen der Corona-Zeit in der Schule – ein Wettbewerbsbeitrag

In diesem Jahr schreibt die Kulturstiftung der Westfälischen Provinzial Versicherung erneut einen Wettbewerb für Schülerzeitungen aus. Diesmal wird ein ebenfalls ein Sonderpreis für einen Artikel zum Thema „Mental Health und Wohlbefinden“ ausgelobt. Unsere Autorin nimmt mit folgendem Artikel teil und zeigt auf, welchen unscheinbaren, aber doch immensen Einfluss die Pandemie auf das Zusammenleben Jugendlicher  in Schule und Gesellschaft hatte und noch immer hat.

Da sitzt man da im Unterricht irgendwo in der Schule im Januar 2020 eben der normale Alltag. Morgens zur Schule, mittags nach Hause, essen, Sport machen, Freunde treffen oder was man sonst noch so alles tut. Und plötzlich schwappt etwas völlig neues zu uns. Corona ist plötzlich überall das Top Thema aber noch hört man nur davon.
Die Monate vergingen. Und dann kam der März, Corona immer noch Top Thema und plötzlich fiel das erste mal das Wort „Lockdown“. Die Menschen fingen an zu hamstern und langsam in eine Art Panik zu verfallen und man war irgendwo mitten drin. Und dann kam der 22. März 2020 und der erste Tag des Lockdowns klopfte plötzlich an unsere Türen. Da wusste noch niemand, was als nächstes passiert. Man hörte immer wieder das Wort Pandemie und sah überall nur noch die Bilder der überfüllten Krankenhäuser. Viele bekamen Angst. Doch das waren nur die oberflächlichen Auswirkungen – was hinter den Häuserfassaden passierte, blieb verborgen. Der komplette Alltag war nicht mehr da, wo er sein sollte.
Man war allein. Allein mit seinen Sorgen und auch mit seinen Ängsten. Freunde sah man nicht mehr, die Schule blieb geschlossen und plötzlich vermisste man alles, was vorher normal war. Da saß man zu Hause und dachte über alles nochmal mehr nach. Alles wurde überdacht. Darf ich das überhaupt? Sind wir zu viele Personen? Was ist wenn ich mich anstecke? Was ist wenn…krank wird und es nicht schafft? All diese Ängste waren täglicher Begleiter.
Natürlich gibt es auch noch ein Nach–Corona. Ein richtiges Nach–Corona gab es erst im April 2023, obwohl jeder doch dachte, dass die Pandemie schnell vorbeigeht. Aber nichts ist mehr so, wie es war. Man ging wieder zur Schule und seinem Alltag nach, aber das Gefühl sich wieder in der Öffentlichkeit aufzuhalten, fühlt sich nicht mehr richtig an. Überall so viele Menschen und alles so laut. Dort schreit ein Kind, dort hupt ein Auto und da wird laut telefoniert. Alles fühlt sich so überfordernd an.
Und da sind sie die sozialen Ängste. Man möchte nicht mehr raus. Man möchte wieder zurück in seine Bubble, da ist es ruhig und ich bestimme, was um mich herum passiert. Auch die Klassenkameraden und Lehrer sind fremd. Was ist, wenn er Corona hat? Da hielt man sich doch lieber mal fern. Auch die Umarmung morgens auf demselben Schulhof gab es so nicht mehr. Jedes laute Geräusch, was vorher nie aufgefallen war, überfordert dich, aber mit wem reden?
Mit den Freunden? Ne, hinterher empfinde nur ich diese Panik in der Öffentlichkeit und werde als empfindlich abgestempelt. Mit wem kann ich noch reden? Lehrer? Eine Möglichkeit. Na gut. Hauptsache ich werde meine Sorgen los. Und siehe da ich fühle mich besser. Doch dann kamen die Sorgen wieder aber nicht die selben, andere. Was ist wenn er es weiter sagt? Und man in der Lehrerschaft bekannt ist als der Schüler mit den Panikattacken? Und die Ängste wurden nicht weniger, im Gegenteil: Jede Kleinigkeit stresst und macht nervös; nur man traut sich nicht Hilfe zu holen und so ist man plötzlich zusammen und doch alleine. Was möchte ich mit diesem Text sagen? Ich möchte sagen, dass es nicht ein Zeichen von Schwäche ist sich Hilfe zu holen, im Gegenteil. Du bist unfassbar stark, wenn du erkennst, dass du Hilfe brauchst und sei es für dich nur eine Kleinigkeit – lass diese Kleinigkeit nicht wachsen. Lass diese Kleinigkeit dich nicht kaputt machen. Auch wenn du nur jemanden zum Reden brauchst, suche dir jemanden, egal ob Freunde, Lehrer oder Eltern. Du bist nicht schwach, wenn du nach Hilfe fragst. Und denk immer daran: Du bist nicht allein – es gibt viele, die dasselbe fühlen wie du!

Fr., 07.03.25 von Lisa O.