GSB-Schüler*innen auf der Dortmunder Theaterbühne

„Ruhe bitte hinter der Bühne, im Vorderhaus beginnt der Einlass!“, schallt gedämpft die Stimme der Inspizientin aus den Lautsprechern hinter den Kulissen der großen Bühne des Dortmunder Theaters. Gut 80 Schüler*innen der GSB aus drei verschiedenen Jahrgängen drängen sich aufgeregt auf der Hinterbühne.

Knappe zwei Stunden zuvor haben die Schüler*innen auf Anweisung der Theaterinspizientin und der Beleuchtungs- und Tontechniker*innen ihre Performance „Lost Places – Erinnerungen an verlassene Orte“ erstmals auf der Profibühne geprobt.

Jetzt, so kurz vor dem großen Auftritt, kann man die Anspannung quasi mit den Händen greifen. Der Zuschauersaal ist gut gefüllt, als Lilly Moers (WP1-Kurs DuG, Jahrgang 7), Leeanna Klein und Veronika Groß (Klasse 8d) sowie Nick Zänker (Literaturkurs, Jahrgang 12) mit Mikrofonen die Bühne betreten.

Nach einer Begrüßung der Theaterintendantin Julia Wissert beschreiben die vier Schüler*innen die Entstehung der Performance, welche Erinnerungen der Schüler*innen, ihrer Eltern und Großeltern in Bewegung umsetzt.

Souverän und charmant meistern die vier ihren ersten Auftritt. Dann wird es dunkel auf der Bühne. Aus dem Off erklingt eine Stimme, die das Publikum mitnimmt auf eine meditative Reise in die Vergangenheit. Als das Licht auf der Bühne wieder heller wird, erscheinen nach und nach die Performer*innen des DuG-Kurses auf der Bühne. Fast träumerisch tasten sie sich durch die Erinnerung an ihr verlassenes dunkles Kinderzimmer, malen mit dem Finger die Blumen an der Tapete nach, öffnen mit tänzerischen Bewegungen Vorhänge, genießen erleichtert das einströmende Licht.

Szenenwechsel. Das Scheinwerferlicht lässt zunächst die weißen Turnschuhe der Schüler*innen der 8d erkennen, die in einem Doppelkreis bewegungslos auf der Bühne stehen. Durch Reiben der Hände, Fingerschnipsen und ein rhythmisches Klatschen auf die Oberschenkel erzeugen die Performer*innen die Illusion eines stärker werdenden Regens, der zur mitreißenden Bodypercussion wird.

Nach einem weiteren Szenenwechsel liegen die Schüler*innen des Literaturkurses 12 verteilt auf der leeren Bühne. Mit drei eindringlichen Bewegungssequenzen, unterlegt mit live performten Texten von Emily Middendorf, Marlo Tiroke und Alina Dürhager, durchleben die Performer*innen die Unsicherheit und Verwirrung einer alten Frau, die aufgrund einer fortschreitenden Demenz ihr eigenes Haus nicht mehr erkennt, die Erinnerung einer Großmutter, die als Kind den Supergau in Tschernobyl miterleben musste und zuletzt den Schmerz über die verschwundene Synagoge, die vor den Augen eines damals noch kleinen Mädchens 1938 von den Nationalsozialisten vernichtet wurde.

Mit diesen eindringlichen Bildern endet die Performance.

Erleichtert und euphorisch strömen die Schüler*innen auf die Bühne, um gemeinsam mit ihren Kurslehrer*innen Nina Brunster-Introzzi, Adriane Hermes und Maike von Stebut den verdienten Applaus entgegenzunehmen.

©BRUN