Anne-Frank-Tag an der GSB

Anne-Frank-Tag an der GSB

Inhalt

Unsere Schule hat in diesem Jahr am Anne-Frank-Tag teilgenommen, einem bundesweiten Schulaktionstag gegen Antisemitismus und Rassismus. Dieser Tag wird vom Anne-Frank-Zentrum in Berlin organisiert. Er findet jährlich anlässlich Annes Geburtstag, dem 12 Juni statt. Das jüdische Mädchen ist eines der bekanntesten Opfer des Holocaust.

Bundesweit haben über 100.000 Schüler*innen aus 730 Schulen bei dem Aktionstag mitgemacht. Das ist ein neuer Teilnahmerekord. Das Motto des Anne Frank Tages 2025 ist „Erinnern und Engagieren digital“. Der Schulaktionstag stärkt Schüler*innen in ihrem Engagement für Demokratie und gegen Diskriminierung.

Die Jugendlichen unserer Schule arbeiteten zum Anne-Frank-Tag unter anderem mit einer Plakatausstellung, (die in der Südhalle unserer Schule ausgestellt wurde) der Anne-Frank-Zeitung zum Thema:“80 Jahre Befreiung vom Nationalsozialismus“, mit einem Interview der Zeitzeugin Rozette Kats sowie mit weiteren analogen Lernmaterialien, die vom Anne-Frank-Zentrum entwickelt wurden.

Darüber hinaus haben die 9ten Klassen unserer Schule sich mit den Themen „jüdisches Leben in Dortmund früher und heute“, „Stolpersteine“ und „die Synagoge“ beschäftigt.

In diesem Rahmen besuchte eine Klasse die Synagoge der jüdischen Gemeinde in Dortmund. Der Besuch ermöglichte den Schüler*innen einen tiefen und persönlichen Einblick in das jüdische Leben, das Gebet und die Geschichte der jüdischen Gemeinde vor Ort. Der Besuch hinterließ einen bleibenden Eindruck bei den Jugendlichen. Viele zeigten sich bewegt von der Offenheit und Gastfreundschaft der Gemeinde, vor allem von Frau Broner und nahmen wertvolle Eindrücke über Religion, Geschichte und das Zusammenleben in einer vielfältigen Gesellschaft mit nach Hause.

Eine andere Gruppe des 9ten Jahrgangs beschäftigte sich mit den Stolpersteinen im Dortmunder Vorort Aplerbeck. Die Stolpersteine – kleine Messingtafeln im Gehweg – erinnern an Menschen, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, deportiert oder ermordet wurden. Sie liegen oft direkt vor den ehemaligen Wohnhäusern der Opfer und geben ihren Namen, ihr Schicksal und ihren letzten frei gewählten Wohnort zurück in die Öffentlichkeit. Es sind Mahnmale, über die man im wahrsten Sinne des Wortes „stolpert“ – und die dazu anregen innezuhalten und sich zu erinnern. Unsere Schüler*innen nutzten bei ihrer Recherche die App „Stolpersteine NRW“, ein interaktives, digitales Tool, das die Biografien der Opfer anschaulich zugänglich macht. Dabei blieb es nicht: In einem praktischen Beitrag zur Erinnerungskultur machten sich die Jugendlichen auch auf den Weg, um die Stolpersteine vor Ort zu reinigen und zu polieren. Mit Lappen, Wasser und Metallreiniger ausgestattet, sorgten sie dafür, dass die Namen und Daten auf den Steinen wieder sichtbar wurden – ein stilles, aber wirkungsvolles Zeichen des Gedenkens.

Zusätzlich hatte eine Klasse das Projekt „Meet a Jew“. Ein Projekt des Zentralrats der Juden in Deutschland, bei dem Kinder und Jugendliche Juden begegnen und ihnen Fragen stellen dürfen. Durch die Gespräche sollen antisemitische Vorurteile abgebaut und Wissen über Juden und ihr Leben in Deutschland vermittelt werden. Zu diesem Projekt gibt es einen extra Artikel auf unserer Homepage, unbedingt lesen!!!

Der Anne-Frank-Tag steht im Zeichen der Erinnerung, gegen das Vergessen, gegen Antisemitismus und Diskriminierung und für Engagement.

Die erlebten Projekte haben eindrucksvoll gezeigt, wie wichtig es ist, Geschichte nicht nur zu lernen, sondern erlebbar zu machen – aktiv Verantwortung für das Erinnern zu übernehmen.

Schülerartikel #1: "Meet a Jew"

Liebe Schulgemeinschaft,

zum Anne-Frank-Tag am 11. Juni hatten wir die Chance, Lea bei uns in der Klasse begrüßen zu dürfen. Lea ist 20 Jahre alt und Jüdin. Ganz offen und ehrlich erzählte sie uns von ihrer Religion und ihrem Leben – und stellte sich unseren vielen Fragen mit großer Geduld.
Das Judentum ist eine der ältesten Religionen der Welt, die für ihre gläubigen Menschen tiefen Halt und eine starke Gemeinschaft bedeutet. Lea erklärte uns, dass Juden an einen einzigen Gott glauben und ihr Leben nach den Geboten der Tora ausrichten. Viele Regeln prägen den Alltag, etwa das Essen von koscheren Speisen. Besonders wichtig sind die Feiertage, wie der Sabbat, Pessach, Rosch Haschana, Jom Kippur und Chanukka, die voller Traditionen und Bedeutung stecken.
Besonders berührend war, wie Lea uns von der Bedeutung der Synagoge, der Kippa und dem Davidstern erzählte – sie sprach mit einer Mischung aus Stolz und Ehrlichkeit. Sie gab zu, dass es manchmal schwierig sei, alle Regeln einzuhalten, aber dass ihre Religion ihr Kraft und Identität schenkt.
Lea teilte auch eine sehr persönliche und traurige Erfahrung mit uns: Sie erzählte, dass sie lange Zeit Angst hatte, offen zu ihrer jüdischen Identität zu stehen, weil sie Antisemitismus erlebt hat. Erst ab der weiterführenden Schule traute sie sich, sie selbst zu sein.

Zum Abschluss gab uns Lea einen eindrücklichen Appell mit auf den Weg: Nur mit Toleranz, Respekt und Offenheit können wir gemeinsam eine Gesellschaft gestalten, in der Vielfalt gelebt und wertgeschätzt wird. Diese Werte sind der Schlüssel zu einem friedlichen Miteinander – und wir alle können dazu beitragen.

Schülerartikel #2: "Meet a Jew"

Liebe Schulgemeinschaft,

zum Anne-Frank-Tag hatten wir das große Glück, Jan bei uns in der Klasse willkommen zu heißen. Jan ist 26 Jahre alt, stammt aus der Ukraine und lebt heute in Deutschland. Er studiert Medizin – ein Beruf, den auch sein Urgroßvater in der Ukraine ausgeübt hat. Seine Geschichte hat uns sehr berührt und zum Nachdenken angeregt.
Jan ist Jude – für ihn ist das vor allem eine Frage von Kultur, Familie und Geschichte. „Es geht weniger um Religion, mehr um das, was uns verbindet“, erzählte er uns. Besonders wichtig ist ihm der Sabbat, der jüdische Ruhetag von Freitagabend bis Samstagabend. „Das ist für mich ein heiliger Moment der Ruhe mit meiner Familie. Wir essen zusammen, singen, lachen – das ist etwas ganz Besonderes und gibt mir Kraft.“
Die Erinnerung an den Holocaust prägt Jan tief. 90 % seiner Familie wurden damals ermordet. Diese schmerzliche Geschichte begleitet ihn jeden Tag – und macht den Anne-Frank-Tag für ihn zu einem ganz wichtigen Anlass, um innezuhalten und zu erinnern.
Jan berichtete auch sehr offen von seinen eigenen schwierigen Erfahrungen. Wegen seiner Herkunft und Religion hat er Gewalt und Ausgrenzung erlebt. Trotzdem ist er stolz auf seinen Glauben und seine Traditionen, die ihm Halt geben.
Er erklärte uns einige jüdische Bräuche, wie das Tragen der Kippa, ein Zeichen von Respekt und Zugehörigkeit. „Die Synagoge ist für mich ein Ort der Gemeinschaft und des Trostes. Dort können wir singen, essen und einfach zusammen sein – das tut der Seele gut.“
Auf die Frage, ob er später eine jüdische Frau heiraten möchte, antwortete Jan ehrlich und offen: „Ich wünsche mir eine Frau mit ukrainischem Hintergrund, das wäre schön. Aber wichtiger als Herkunft ist für mich, dass wir uns verstehen und respektieren.“

Jans Besuch hat uns alle tief bewegt. Er hat uns gezeigt, wie wertvoll Erinnerung, Respekt und Offenheit sind – gerade an einem Tag wie dem Anne-Frank-Tag, der uns daran erinnert, für Menschlichkeit einzustehen.